Création
2023
In meiner Arbeit bildet der Körper immer den Ausgangspunkt für das zu kreierende choreografische Stück. Jedes Stück entsteht also mit und in Abhängigkeit von den Individuen, die Teil des Stückes sind. Daher ist das Hauptthema der Kreation DANCEFLOOR das Team der 25 choreografischen Künstler des „Ballet de Lorraine“, eine Gruppe, die eine gemeinsame Suche durchläuft und dennoch aus einzigartigen Personen besteht.
Ein Stück zu schaffen, das die Möglichkeiten der Vielzahl nutzt und gleichzeitig die Einzigartigkeit jedes einzelnen Darstellers greifbar macht: das ist das erste Thema von DANCEFLOOR.
Darüber hinaus verbindet DANCEFLOOR die zahlreichen Tanzformen, die heute durch die Körper der Tänzer: innen, hier die Tänzer: innen des „Ballet de Lorraine“, fließen. Diese Formen reichen vom Vokabular des klassischen Balletts über die verschiedenen Techniken des zeitgenössischen Tanzes bis hin zu den Tänzen, die auf einem Dancefloor existieren könnten. Die Herausforderung besteht darin, diese verschiedenen Tanzformen und -stile zusammen leben zu lassen, um den Raum und die Zeit, die die Bühne darstellt, voll auszufüllen.
Und schließlich soll das Leben spürbar werden, das in der Vielfalt und Fülle von Energien, Raum und Formen brodelt.
Konzept, Choreografie: MICHELE MURRAY
Tanz: Ballet de Lorraine
Sound: Gerome NOX
Bühnenbild: Koo JEONG A
Kostüme: Laurence ALQUIER mit dem Atelier costumes des CCN Nancy – Ballet de Lorraine
Künstlerische Zusammenarbeit : Alexandre BACHELARD, Maya BROSCH, Marie LECA
PARTNER
PRODUCTION : CCN NANCY – BALLET DE LORRAINE
© Laurent Philippe
PRESS DANCEFLOOR
DAS „BALLET DE LORRAINE“ IN SEINER GANZEN VIELFALT/ 3. APRIL 2023 / VON OLIVIER FREGAVILLE GRATIAN D’AMORE — L’ŒIL D’OLIVIER
In der „Opéra National de Nancy“, an einem unüblichen Samstagabend, lässt das „Ballet de Lorraine“ die Bühne noch ein wenig intensiver als sonst vibrieren. In der Choreografie DANCEFLOOR von Michèle Murray sowie Acid Gems von Adam Linder, zeigt sich das „Corps de ballet“ und bietet seine Vielfalt in vollem Glanz.
Unter den Sunlights
Der Theatersaal ist stockdunkel. Auf der Bühne dreht sich ein Schatten mit einer leuchtenden, neongrünen Jacke, wirbelt herum, macht sich mit der Bühne vertraut und erkundet jeden Winkel. In wenigen Minuten wird der Club eröffnet, der Dancefloor wird von Dutzenden von Clubbern betreten werden. Mit einem glitzernden T-Shirt und einer modischen Jeans, die an den Knöcheln hochgekrempelt ist, stürzt sich ein erster Tänzer in die Löwengrube. Mit präzisen Bewegungen und durchgestreckten Beinen beeindruckt er. Der knapp zwanzigjährige Gabin Schoendorf, der aus der „cellule d’insertion professionnelle“ des „CCN – Ballet de Lorraine“ hervorgegangen ist, bewohnt die Bühne und bestrahlt sie mit seiner tadellosen Tanzbeherrschung und seiner unglaublich reifen Präsenz. Die anderen um ihn herum beobachten ihn, messen ihn und warten auf den günstigen Flow. Einer nach dem anderen betreten die 24 Tänzer:Innen des „Ballet de Lorraine“ die Tanzfläche und lassen sich von den Klangwellen mitreißen, die der Komponist Gerome Nox mal surrend, mal stürmisch gestaltet hat.
Michèle Murray schöpft ihre Inspiration aus der Energie des Dancefloors und skizziert das Leben der Clubber, dieser Nachtvögel, die allein oder zu mehreren jeden Abend ihr Dasein im Rhythmus der Beats und des Lichtwechsels spielen. Die französisch-amerikanische Choreografin mit Arbeitsort Montpellier hat ein anspruchsvolles Werk geschaffen, ein leuchtendes Gruppenstück, in dem jedes Element seinen Platz hat und dem Ganzen seine Kraft und seine viszerale Schönheit verleiht. Sie wurde von Merce Cunningham, bei dem sie ihre Ausbildung absolvierte, inspiriert und flößt ihrer Tanzprosa eine Leichtigkeit und eine Reinheit der Linien ein, die aus besonders reinen Pliés, Déroulés und Jetés bestehen. Auf der Bühne bilden sich die Paare und lösen sich auf. Alle Bewegungen und Gesten sind perfekt fließend. Das „Corps de Ballet“ strahlt im Einklang mit Michèle Murrays feiner und strenger Arbeit über die Bühne und beweist einmal mehr seine Exzellenz.
BALLET DE LORRAINE — MICHELE MURRAY UND ADAM LINDER / 7. APRIL 2023 / VON CLAUDINE COLOZZI / DANSE AVEC LA PLUME
Für das zweite Programm seiner Saison 2022-2023 hat das „CCN-Ballet de Lorraine“ zwei Choreografen eingeladen, die französisch-amerikanische Michèle Murray und den Australier Adam Linder, für zwei Tanzkreationen, die „den Begriff des Tanzes in der Gruppe“ feiern. Auf dem Papier mögen DANCEFLOOR der in Montpellier tätigen Choreografin und Acid Gems des in Berlin arbeitenden Choreografen sehr unterschiedlich erscheinen, doch sie treffen sich zeitweise mit einer erstaunlichen Porosität. Für die beiden Choreografen erweist sich die Bühne als faszinierendes und komplexes Ausdrucksfeld, in das sich die Tänzer:Innen der Kompanie mit Energie und Begierde stürzen. Zusammen bilden die beiden Stücke einen Abend, der zwei intelligente Handschriften hervorhebt, welche die Gruppe zur Geltung bringen, ohne die Individualität auszulöschen.
DANCEFLOOR von Michèle Murray – Ballet de Lorraine
Der Theatersaal ist gerade vollständig abgedunkelt worden. Noch nicht ganz an die Dunkelheit gewöhnt, wird man von einer Silhouette in einer weiten, neonfarbenen Jacke überrascht, die sich wie ein Kreisel dreht. Wie ein Wächter, der zur Erkundung ausgesandt wurde. Der Dancefloor, der dem Stück seinen Titel und seine doppelte Bedeutung verleiht, wird sichtbar. Er bevölkert sich nach und nach mit den 24 nüchtern gekleideten Tänzer: Innen. Nur einige diskrete Pailletten erhellen die T-Shirts und weisen auf die Partystimmung hin. Für diesen Auftragswerk des „Ballet de Lorraine“ wollte Michèle Murray die gesamte Kompanie einbeziehen und sie, wie sie zu arbeiten pflegt, in den kreativen Arbeitsprozess zwischen technischen Anforderungen, Präzision und Freiheit einbinden.
In einem Bühnenbild, das aus abrupt wechselnden Lichtern besteht, beleben die 24 Tänzer: Innen diesen Dancefloor, hauchen ihm ihre Energie ein und heizen ihn auf. Sie entfalten das „Bewegungsalphabet“, das der Choreographin am Herzen liegt, in Anlehnung an Merce Cunningham. In dieser Komposition werden Figuren aus dem klassischen Ballett Vokabular (Sprünge, Déroulés, Arabesken, Jetés…) mit minimalistischen Clubbing-Bewegungen gemischt. Zugleich Herausforderung und Freiraum, wird dieser Dancefloor von den einzelnen Performer:Innen auf unterschiedliche Weise bespielt, indem sie sich diese fein ziselierte Partitur aneignen. Tanz, Musik, Licht, alles wird mit großer Kohärenz ineinander verwoben.
Der elektroakustische Sound von Komponist Gerome Nox lässt auf dem Dancefloor eine fluktuierende Atmosphäre entstehen, die die Tänzer: Innen wie schwerelos erscheinen lässt. Sie trägt wesentlich zur Stimmung des Stücks bei, die jedem einzelnen Performer und Performerin perfekt entspricht. Die Chemie zwischen dem Ensemble und der Choreographin hat offensichtlich gestimmt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir DANCEFLOOR auf Tournee wiedersehen werden.
SCENE WEB. FR / 5. APRIL 2023 / VON BELINDA MATHIEU
Für das „Ballet de Lorraine“ zeigen Michèle Murray mit DANCEFLOOR und Adam Linder mit Acid Gems zwei Ballette mit Clubbing-Atmosphäre, die sich dank ihrer einzigartigen Texturen, choreografischen Handschriften und Soundatmosphären gegenseitig ergänzen.
In seinem zweiten Programm des Jahres beweist das „Ballet de Lorraine“ erneut seine verblüffende Anpassungsfähigkeit, indem es in die Kompositionen von Michèle Murray und Adam Linder eintaucht.
Dank einzigartiger Bewegungstexturen, Klangatmosphären und choreografischen Handschriften entführen uns DANCEFLOOR und Acid Gems in zwei Nachtclubs mit markanten Welten, in denen die Codes des Clubbings in die choreografische Komposition einfließen. Ein Blick in die Zukunft des Balletts?
Bei Michèle Murray ähnelt der Dancefloor weder dem von Marco Da Silva Ferreira mit seinen neonfarbenen Kostümen noch dem von (LA)HORDE, wo die Energie bis zur Erschöpfung herausgeschleudert wird. Die französisch-amerikanische Choreografin mit klassischer und Cunningham-Ausbildung bevorzugt stattdessen ein graues Bühnenbild, nahezu normcoreartige Kostüme (blaue oder graue Jeans und T-Shirt) und eine subtile choreografische Handschrift. Die Tänzer:Innen sind auf der Bühne verteilt, fast gleich weit voneinander entfernt, und jeder scheint seine eigene Partitur auszuführen. Ein Effekt, der aus Michèle Murrays Arbeitsweise mit „Instant Composition“ stammt? Einige bewegen sich wenig, andere entfalten im Raum gedehnte Gesten, in denen sich eine an Ballett angelehnte Körperlichkeit nistet. Manchmal tauchen auch Ballettfiguren, Déroulés, Jetés, Arabesken auf. Sie vermischen sich mit Club- Bewegungen, die von der schwebenden, dumpfen Klangkulisse von Komponist Gerome Nox und den hypnotisierenden farbigen Lichtblitzen umhüllt werden. Das Ganze könnte eine Afterparty-Vision zwischen Chaos und Anmut sein.
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Diese beiden Clubbing-Ballette skizzieren eine Zukunft des Ballett-Genres. Die Soundscapes sind Elektro, das Bühnenbild besteht aus farbintensivem Licht und die Choreografie webt geschickt eine Vielzahl von Stilrichtungen ein.